Oder: Ist das Saarland noch zu retten?
Ein Ausblick in die 20er Jahre des 21. Jahrhunderts an der Saar

Fürchten die Saarländer wirklich nichts mehr als Veränderung? Sicher, die Saarländer mögen es bescheiden. Sie sind gerne zufrieden. Das bekannte saarländische Dialektwort „Geheischnis“ ist eine wunderbare, sympathische, geradezu lautmalerische Beschreibung für diesen Zustand Im „Hier und Jetzt“ der Verhältnisse, ungestört, harmonisch und mit sich im Reinen. Aber wie lange wird das noch so bleiben? Oder ist es schon längst nicht mehr so?
Das hektische Berliner Großstadtleben oder die wuselige Betriebsamkeit internationaler Metropolen von New York bis Bangkok schauen sich die Saarländer gerne einmal an: als Besucher! Zu Hause soll es aber bitteschön gemütlicher zugehen. Und dorthin kehrt man mindestens so gerne zurück wie man verreist.
Vielleicht ist diese saarländische Distanz zur Dynamik eine historische Reaktion auf allzu bewegte Zeiten in der Region im Laufe der letzten 200 Jahre. Die Kohle und der Stahl machten das Saarland zu einem begehrten Landstrich. Die Menschen an der Saar fühlten sich dabei oft nur als Verschiebemasse, Untertanen, Werktätige und waren im seltensten Fall Akteure. Insgesamt achtmal mussten die Saarländerinnen und Saarländer in diesen beiden letzten Jahrhunderten ihren Pass wechseln, ohne dafür ein einziges Mal ihr Dorf zu verlassen. An den jeweiligen Grenzen des Saarreviers fielen oft die ersten oder die letzten Schüsse kriegerischer Auseinandersetzungen, insbesondere zwischen Deutschland und Frankreich. Evakuierungen, also die temporäre Zwangsumsiedlung von Teilen der Bevölkerung in ihr fremde Regionen Deutschlands – ob ins Rheinland oder nach Thüringen – blieben im kollektiven Gedächtnis der Saarländer mit überwiegend negativer Konnotation haften, zumal Reisen aus diesem Anlass und zu jenen Zeiten nichts von spannendem Abenteuer hatte und manch einer und eine noch heute von der gelegentlich sehr distanzierten Aufnahme der Saar-Flüchtlinge zu berichten weiß. So wurde schließlich aus dem institutionellen „Heim ins Reich“ vom Saar-Anschluss 1935 ein persönliches „Nix wie Hemm an die Saar“ nach den finalen Irrungen von mindestens zwei Jahrhunderten am Ende des zweiten Weltkrieges.
Aber damit waren die Veränderungen längst nicht vorbei. Zwar lebt das Saarland seitdem in gesegnetem Frieden, der in der Mitte Europas dank der Einsicht, Weitsicht und der Versöhnungsbereitschaft einer Handvoll Politiker in Frankreich, Deutschland und einigen Nachbarstaaten Einzug hielt und dank dieses überzeugenden Erbes von allen bisher folgenden Politikergenerationen bewahrt wird. Aber der letzte Passwechsel der Saarländer – nach der „kleinen Wiedervereinigung“ 1957 – liegt gerade erst rund sechzig Jahre zurück.
Was folgte, waren zum Glück keine gewaltvollen Veränderungen, aber stetige ökonomische Herausforderungen. Ein Strukturwandel jagte den nächsten. Von der Stahlkrise der siebziger und achtziger Jahre bis zum Kohle-Aus im neuen Jahrtausend. Nun waren es nicht mehr Kriege, die die Sicherheiten des Lebens in Unordnung brachten, sondern ökonomische Entwicklungen. Ein Leben lang „auf der Hütt´“ oder im Bergwerk zu arbeiten und ansonsten von der Welt in Ruhe gelassen zu werden, erwies sich nur für maximal zwei Generationen nach dem zweiten Weltkrieg als saarländischer Paradieszustand.

Nun steht die Autoindustrie mit all ihren mittelständischen Zulieferern, die insbesondere den Bergbau als sichere Häfen der Arbeitsplätze erfolgreich abgelöst hatte, vor ihrer großen Transformation. Hier hat es nicht mal mehr für zwei vollständige Generationen Sicherheit gereicht. Dass Greta Thunberg die französischen und deutschen Generäle als Unruhestifterin abgelöst haben soll, schießt aber an der ganzen Wahrheit vorbei. Es ist vielmehr das kollektive Versagen der deutschen Autobosse angesichts absehbarer Transformationen und Innovationen in Sachen Mobilität. Und der Luxus, den sich Deutschland geleistet hat, spätestens nach Gerhard Schröder keine strategische Industriepolitik mehr gemacht zu haben.
Um es an einem schlichten Beispiel zu erläutern: vor zehn Jahren kauften Chinesen deutsche Autos, weil sie cool aussahen und wegen der beeindruckenden Technik rund um den Antrieb und die Applikationen im Cockpit, die den Fahrspaß potenzierten. Heute kaufen Chinesen deutsche Autos, weil sie immer noch cool aussehen und die Marken einen Klang haben. Und sie fällen ihre Kaufentscheidung trotz der – aus ihrer Sicht – antiquierten Antriebstechnik und trotz der im Vergleich zu den heimischen Marken antiquierten Applikationen. Oder eben nicht. Zunehmend.
Klima- und Umweltaspekte beeinflussen die Entwicklung unserer Mobilität zweifelsohne erheblich und beschleunigen den Wandlungsprozess. Aber sie sind in Wahrheit nicht ursächlich für die Fortbewegungsveränderungen, die uns im neuen Jahrzehnt bevorstehen. Die wären auch ohne Klimadiskussion gekommen. Denn ein Verbrennungsmotor ist auch ganz ohne CO2-Belastung angesichts all der Innovationen bei der Antriebstechnik eigentlich heute schon ziemlich „old school“. Ein eigenes Auto wird angesichts von Digitalisierung, shared-infrastructure-Modellen, Verkehrsaufkommen und Kosten in naher Zukunft eher unter „nice to have“ als unter unbedingt notwendigem Equipment verbucht werden. Und Selbstfahren – womöglich noch in einem Auto, dessen Navigationssystem auf drei Jahre alten CDs beruht und bei dem man verzweifelt jeden Morgen aufs Neue versuchen muss, sein Mobiltelefon zu koppeln – wird der Generation meiner Kinder etwa so entfernt vorkommen wie der meinen die Zeit, als nicht jeder über ein Auto verfügte.
Die 20er Jahre des 21. Jahrhunderts, die in wenigen Tagen beginnen, werden daher – nicht nur beim Thema Mobilität – von nicht weniger als dem tiefgreifendsten Strukturwandel des Wirtschaftsstandortes Deutschland seit Beginn der Industrialisierung geprägt sein. Unsere Wirtschaft wird sich in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit, Tiefe und Breite enormen Herausforderungen stellen müssen. Ihre Wettbewerbsfähigkeit wird von neuen Formen der Mobilität, Digitalisierung von Produkten und Produktionen, KI und neuen Formen fairer internationaler Wertschöpfungsketten abhängen. Für diesen Transformationsprozess ist eigentlich eine nachhaltige und aktive Industrie- und Investitionspolitik erforderlich. Und es werden dafür ausreichend Fachkräfte – durch Aus- und Fortbildung sowie Zuzug – in den Betrieben und in neuen Formen von crossinnovativer Arbeit gebraucht.

Das alles wird auch und gerade im neuen Jahrzehnt für das Saarland gelten.
Spätestens das Jahr 2019 – mit all den tatsächlichen oder vermeintlichen Hiobsbotschaften von Halberg Guss über Saarstahl und Ford bis hin zu ZF – hat den Menschen an der Saar schmerzhaft die dringende Notwendigkeit einer neuen Phase des Strukturwandels offenbart. Dabei stehen wir nicht mal besonders „blank“ dar. Die schichtgewöhnte Arbeitnehmerschaft und die exzellente Forschungslandschaft sind nur die beiden äußeren Pole der Substanz, die in unserem kleinen Ländchen steckt. Ja, und gerade die Größe und Übersichtlichkeit des Saarlandes kann in einer Transformationssituation zum Vorteil werden. Der Dreiklang aus immer noch vorhandenen starken und großen Produktionsstätten, vitalem Mittelstand und einer exzellenten Hochschul- und Forschungslandschaft auf engstem Raum macht das Land eigentlich interessant: für Innovationsförderung, für Studierende, für Unternehmen.
Ein paar Stellschrauben müssen dafür aber von den für ihre pragmatische Kompetenz bekannten saarländischen Heimwerkern richtig angedreht werden. Ich will dazu hier in meinem Blog kein politisches Programm niederschreiben. Das können andere besser, das kann ich mit anderen an anderer Stelle besser.

Mir geht es hier um die nach meiner Auffassung wichtigste Stellschraube oder besser die Klammer: Die Mentalität im Saarland.
Bescheidenheit und Zufriedenheit machen die Saarländer zu sympathischen Zeitgenossen. Als jemand, der fast zehn Jahre in Berlin gelebt hat, schätze ich den immer noch deutlich entspannteren saarländischen Alltag nach meiner Rückkehr inzwischen viel mehr als vorher. Der saarländische Zusammenhalt zwischen Familienbande, spontaner Nachbarschaftshilfe und organisiertem Vereinsleben, zwischen unternehmerischer Verantwortung und gewerkschaftlicher Weitsicht und der relativen Nähe zu politischen Akteuren ist zu Recht sprichwörtlich. Das alles ist bewahrenswert, aber darf nicht als Vorwand dienen, um die Dynamik der Transformation zu verschlafen. Die Herausforderung ist nämlich, sowohl das „Geheischnis“ zu bewahren als auch Veränderungen zu gestalten. Und ehrlich gesagt: wenn das Saarland nicht aktiv mitgestaltet, wird in absehbarer Zeit auch das „Geheischnis“ in absteigenden Verteilungskämpfen verschwinden. Wer also will, dass das Saarland so bleibt, wie es ist, der wird es verändern müssen. Wer im Saarland Veränderung nicht gestalten will, der wird das Geheischnis, also das was er eigentlich unverändert bewahren will, zerstören.
Veränderungsbereitschaft kann aber nicht verordnet werden. Veränderungsfähigkeit beruht auf Einsicht in ihre Notwendigkeit und Aussicht auf ihren Erfolg. Veränderung muss als Ausbruch aus dem Gefängnis begrenzter Möglichkeiten und nicht als Einbruch in gewohnte Verhältnisse gesehen werden. Fällt das den historisch veränderungsgeplagten Saarländern möglicherweise besonders schwer?
„Mein Sohn soll es einmal besser haben als ich“ war das Lebensleitmotiv meines saarländischen Vaters und kann als die Leitmotivation seiner Nachkriegsgeneration angesehen werden. Gibt es dieses Motiv heute noch? Oder müsste der Satz heute eher lauten: „Hoffentlich wird es für meine Kinder nicht so schlimm, wie ich es befürchte.“
Empfinde ich diese deutsche, diese saarländische Zukunftsskepsis nur so oder gibt es diese Tendenz tatsächlich? „Es geht uns noch viel zu gut“ ist jedenfalls nach meiner Einschätzung ein denkbar schlechtes Narrativ, um von Veränderungsnotwendigkeiten zu überzeugen.
Vielmehr muss es darum gehen, die Perspektiven und Ziele klar auszusprechen, auch auf die Gefahr hin, daran gemessen zu werden und daran zu scheitern. Was wird sich verändern? Wo sind dabei unsere Chancen und die unserer Kinder? Es muss darum gehen, Maßnahmen zu benennen und zu erklären. Und: es muss um „Sicherheit im Wandel“ gehen, für die Regierung und Unternehmen mindestens Verantwortung und bestenfalls Garantien übernehmen müssen.
Als leidgeprüfter Sozialdemokrat weiß ich auf jeden Fall, wie die Vermittlung von Veränderungsnotwendigkeiten nicht funktioniert. Noch heute leidet die SPD nämlich vor allem unter dem fehlenden Narrativ, der fehlenden Erklärung von Zielen der sogenannten „Agenda 2010“. So hat man es geschafft, aus einer – rückblickend ökonomisch zutiefst erfolgreichen – Veränderung ein ewiges Menetekel zu machen. Daran sollte sich das Saarland ein Beispiel nehmen – wie es nicht geht, wohlgemerkt.
Veränderung wird nie erfolgreich sein, wenn sie nur der Spirit von wenigen ist. Natürlich braucht es welche, die vorangehen. Aber es braucht auch die Überzeugung und das Mitwirken der Vielen. Die Totalverweigerer dürfen nicht der Maßstab sein, aber auf Überzeugungsarbeit können diejenigen, die selbst von notwendigen Veränderungen überzeugt sind, nicht verzichten. Und das gilt eben nicht nur für die Politik, sondern auch für die Akteure im Wirtschaftsleben: Unternehmensleitungen, Gewerkschaften, Betriebsräte, Verbände. Ängste können dabei als produktives Korrektiv genutzt werden, aber nicht als Begründung, es erst gar nicht zu versuchen.
Im Saarland muss das Werben für Veränderungen vor allem an dem Punkt ansetzen, bei dem sich ein aktiver Prozess unterscheidet von der Veränderungserfahrung der Saarländerinnen und Saarländer in den letzten 200 Jahren. Das waren nämlich fast ausnahmslos Veränderungen, die von außen für das Land und seine Menschen entschieden und vollzogen wurden. Die Saarländer wurden verändert und veränderten sich und ihr Land nicht aktiv selbst. Sie bekamen neue Pässe, sie wurden evakuiert, sie mussten die Jobs wechseln. Nicht einmal die beiden Plebiszite über die Zugehörigkeit des Saarlandes zu Deutschland bzw. seine Unabhängigkeit wurden von den Saarländern selbst politisch initiiert oder gefordert, sondern waren Ideen, die in Genf, Berlin, Brüssel, Paris oder Bonn geboren wurden.
Die Chance für das Land und für alle, die sein Gemeinwesen, seine Wirtschaft, seine Menschen in die digitale Zukunft des 21. Jahrhunderts führen, ist jetzt diesen Prozess aktiv zu gestalten. Und damit hat das Land nicht ewig Zeit. Verpasst man das „Momentum“, so wird die vorhandene Substanz nicht mehr ausreichend sein, um einen positiven Drive in diesen Veränderungsprozess zu bringen und er wird passiv und negativ sein und alle derzeitigen Sorgen vieler Saarländer werden sich bestätigen. Das heißt jedoch nicht, dass das kleine Saarland diese Veränderungen allein stemmen kann – ohne den Bund oder die EU beispielsweise. Insofern ist es richtig, wenn die saarländische Politik ihren Kolleginnen und Kollegen in Berlin und den Konzernzentralen zwischen Köln und Friedrichshafen auf die Nerven geht mit der Forderung nach Unterstützung für die Transformationsprozesse vor Ort. Einen Plan zu haben und große Teile der saarländischen Gesellschaft hinter sich zu wissen, sind dabei wichtige Erfolgsvoraussetzungen auch für diese Interventionen außerhalb der Landesgrenzen.
„Silicon Valley“ gibt es übrigens schon. Und viel zu viele in Deutschland und anderswo haben schon versucht, sich dieses Etikett als Kopie aufzukleben. Nachhaltige Veränderung besteht aber niemals aus Kopieren, sondern immer aus Selbermachen. Wenn Wandel und Geheischnis im Saarland wirklich erfolgreich unter ein Dach gebracht werden, dann wäre unsere Region eher ein „Modern Social Valley“ – ein Ort, der digital ist und in dem sozialer Zusammenhalt gleichzeitig in der realen Welt erhalten bleibt. Vielleicht kann das die Stärke unseres kleinen Landes in einer neuen Welt werden und dabei helfen, das Saarland zum kleinsten, aber feinsten Ballungsraum jenseits der globalen Player um uns herum zu machen. Vernetzt mit der Welt und geprägt von ausgesprochener Willkommenskultur. Aktiv und nicht abwartend. Mutig nach vorne- statt verzagt zurückblickend auf die angeblich „guten alten Zeiten“. Vielleicht fürchten sich die Saarländer dann wirklich nicht vor Veränderung. Sondern freuen sich auf eine typisch saarländische Zukunft.

Ein inspirierender Beitrag, wie es sie viel zu selten gibt. Trotzdem ein paar kritische Anmerkungen.
Mir spielt der saarländische Opfer-Mythos eine etwas zu große Rolle. Da ist zum einen die Herkunft vieler Industrieller der Eisen- und Stahlindustrie (Röchling, Stumm) und auch der einst wichtigen Glasindustrie (Vopelius) aus der Region zu nennen. Und zum anderen hatten es die Saarländer*innen selbst in der Hand, ob sie 1935 für den Wiederanschluss an (Nazi-)Deutschland stimmen wollten oder nicht. Andere Regionen hatten solche Chancen nicht. (Siehe auch den Aufsatz von Birgit Metzger und Jörg Jacoby in den AK-Beiträge, 3. Jg., Dezember 2020, S. 94-105).
Dann schreibst Du über Veränderungsbereitschaft und dass sie nicht verordnet werden könne. Veränderungsfähigkeit beruhe „auf Einsicht in ihre Notwendigkeit und Aussicht auf ihren Erfolg.“ Sie kann – möchte ich ergänzen – auch darauf beruhen, dass man Lust hat auf Veränderungen, auf Gestalten, Aufbauen, Kreativ- und Produktivsein. Ich unterstelle, dass Du das weggelassen hast, weil Dir die Erwähnung dieser Bereitschaften angesichts einer von großindustriellen Strukturen geprägten Region zu viel des Essigs in Deinen Wein dargestellt hätte.
Lieber Thomas,
vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Freut mich sehr.
Zu deinen Anmerkungen: Deine Ergänzung zum Thema „Lust auf Veränderung“ teile ich voll und ganz. Nur finde ich nicht, dass ich dies weggelassen habe, sondern eigentlich fußt der ganze Artikel darauf bzw. auf der These, dass diese im Saarland unterentwickelt ist, siehe Einstieg in den Text.
Und das steht übrigens auch im direkten Zusammenhang mit beiden Saar-Abstimmungen. In vielen Regionen der Welt – ein nicht allzu weit reichender Blick zu Basken, Korsen und unser Nachbarland Frankreich reicht schon – wurde der Anspruch auf Mitsprache bei der politischen Verfasstheit der Heimatregion über vergleichbare Abstimmungen Jahrzehnte lang politisch von der jeweiligen Region meist vergeblich, aber offensiv eingefordert. Es gab Demos und Aktionen, es gründeten sich politische Parteien nur entlang der Frage von Zugehörigkeit und Selbstbestimmung. Sogar Anschläge wurden aus diesen Gründen verübt. Im Saarland geht weder die 35er noch die 55er Abstimmung auf die Initiative der Saarländer*innen selbst zurück, sondern waren „Lösungangebote“, die von außen kamen für Probleme, die außerhalb des Saarlandes entstanden sind. Die Saarländer*innen ließen dabei nach meiner Wahrnehmung vieles einfach mit sich geschehen.
Das, finde ich, ist beispielhaft für die fehlende Lust, mangelnde Bereitschaft und unterdurchschnittliche Motivation, „die Dinge selbst in die Hand zu nehmen“ respektive sie zu verändern. Und genau da setzt auch meine These an, dass dies für die Zukunft nicht mehr reichen wird. Sonst wird das „Social Valley“ Saarland nicht zum „Silicon Valley“, sondern zum „Death Valley“. Insofern habe ich meinen Text eigentlich als Impuls gegen (!) das, was zu du als „saarländischen Opfer-Mythos“ bezeichnest, verstanden. Aber beschreiben musste ich ihn dafür schon 😉
Wie auch immer: demnächst folgt quasi eine „Fortsetzung“, denn dieser Beitrag ist vor der Pandemie entstanden und tatsächlich gibt es die ein oder andere Entwicklung unterhalb der Corona-Wahrnehmung, die Anlass zur Hoffnung gibt, dass es mehr Chancen auf Veränderungsmotivation im Saarland gibt. Dein Feedback hat mich jedenfalls motiviert, hierzu bald textlich nachzulegen. Ist nur noch eine Frage des Timings, da der neue Text u.a. im Kontext mit einem konkreten Projekt stehen soll.